1. Renntag

Sonntag, der erste Renntag.

Frühstück, alle etwas angespannt, kribbelig, nervös. Was wird uns erwarten? Ach ja, zu Beginn gibt es EINE SONDERPRÜFUNG. Okay, dann schauen wir mal, was uns erwartet. Zuerst ging es im Konvoy mit Polizeischutz ein Stück vom Hotel weg.

Dort trafen wir wieder Thorsten! Welche Freude – vor allem, als wir hörten – hier rauf laufen, Roadbook holen, wer zuerst da ist, darf fahren. Thorsten, könntest Du bitte…

Ja, er konnte. Diesmal mit neuer Taktik: HINTER dem Schnellsten nach, ihm folgen, Roadbook schnappen, zurück. So konnten wir als zweites Team starten 🙂

Es ging dann recht schnell ins Gelände (klar, dafür waren wir ja da) und im Rückspiegel sammelte sich sogleich mächtig viel schweres Zeug in Form von Landcruisern, Anoraks (ähh, Amaroks), Wranglern, Landies usw…

Und es kam, wie es kommen musste. Auf die ersten 500m Baumstumpf übersehen. Von 5km/h auf 0 in 5cm. Autsch. Auto fährt aber noch. Weiter. Nervös, wird nicht besser. Große Gatschlöcher. Steckenbleiben. Winchen. Ast einfahren. Ast abschneiden. Ast mit Winde aus den Eingeweiden Kermits rausreißen. Weiterfahren. Dauernd hängenbleiben. Alle vorlassen. Es läuft nicht. Gar nicht. Ist es das Auto oder ist es der Fahrer, der nix kann. Erste Zweifel. Funkgeräte gehen auch bescheiden. Jedes Gatschloch ein Wincheinsatz. Mag nicht mehr. Will nach Hause. Dort ist es doch auch schön. Was mach ich hier?

Irgendwann steigt Martin dann aus, als es kniffliger wird. Ich fahre schon mit etwas zu viel Schwung, zirka 3 Räder in der Luft. Martin meint nachher „Du, die Vorderräder stehen 20° auseinander, da hat´s was“. Na toll. Er meinte, stehenbleiben, reparieren. Gut, machen wir, der Beifahrer ist Cheffe, der Fahrer das Lenkradafferl (ist ihm mal rausgerutscht so nebenbei, böser Martin). Also, den Rest des Feldes vorbeiwinken.

Unters Auto – Ah, die Lenkverbindungsstange zwischen den beiden Achsschenkeln – die ist krumm. Aber nicht nur ein bissl. Alles klar.

Martin und Wolfgang sogleich die Idee: Gradziehen mit der Winde. Dauer 30min (inkl. Autos an Bäumen anbinden, die Kräfte sind nicht ohne!). Erfolg: UNBEZAHLBAR. Hurra, Kermit macht wieder, was ich will. Gatschlöcher verlieren ihren Schrecken, ich fahre nun auch dorthin wo ICH will und nicht wo wir hinrutschen. Das bringts. So kommt mit jedem gemeisterten Hindernis und jedem fehlerfreien Meter das Selbstvertrauen wieder. Ja, wir sind hier richtig. Wir kommen in den Flow. Martin und Wolfgang navigieren perfekt, wir machen Meter, beginnen uns Positionen zurückzuerobern.

Es beginnt Spaß zu machen!

Dann eine kleine Furt, wir sehen schon die Misere – ein Mitbewerber ist über eine kleine Klippe gekippt, eigentlich hat nur der Boden unter seinem Landy nachgegeben. Okay, nun geht Sicherheit und Leben vor Rennen – für uns kein Thema.

Ein paar Autos waren schon vor Ort, der Landy rutschte immer weiter, es herrschte Konfusion, wie denn nun wer was und wo warum zu tun hatte. Ich wusste genau, was zu tun ist. LASST MARTIN MACHEN. Und genau das geschah – es dauerte nicht lange, und Martin hatte das Kommando. Ein Auto hier, eines da, eines noch dort, Winde, Seile, sogar Kermit durfte feste ziehen (das kann er!) und so dauerte es etwas über 40min, bis das Auto sicher und ohne Beschädigung wieder auf den Rädern stand. Manchmal bin ich echt saustolz Martin zum Freund zu haben – ehrlich. DAS war so ein Moment.

Die Orga war inzwischen auch vor Ort (die waren omnipräsent, ganz toll!) und meinten nur: Von hier aus sind es mindestens drei Stunden schweres Gelände, das schafft ihr nie bis 19 Uhr ins Ziel, (18 Uhr ist reguläre Fahrzeit, bis 19:00 Überzeit mit doppelten Strafsekunden, ab dann jedoch 5 Stunden Zeitstrafe). Kurze Überlegung – die Autos liefen bis grad vorher super, wir sind uns einig. Nicht abkürzen, Gas geben. Das taten wir dann auch und waren um 18:53 im Ziel. Alles gut.

Abends erfuhren wir dann noch von Christian, das wir für diese Aktion mit den anderen beteiligten Teams eine Stunde Zeit gutgeschrieben bekommen haben. Welch Freude. Wir sind ohne Strafzeit durch den ersten Tag, inkl. Problemen, Reparaturen und Fremdhilfeeinsatz. Gar kein Schlechter Tag 1. In der Nacht wurde noch das Tagesergebnis ausgehängt – wir sind auf Platz 8. Die Freude war groß.

Müde, Dusche, Bett, Schlafen. Hab angeblich schon wieder geschnarcht, glaub kein Wort.