3. Renntag

Dienstag – der 3. Renntag.

Gestern lief es für uns super, wir sind motiviert.

Zuerst einige Kilometer Asphalt. Von hinten kamen unsere Freunde mit den VW Anoraks. Gerald sieht die (sonst sieht der nie was im Rückspiegel, ehrlich, aber Feind wird gesehen, da hat er ein Radar dafür) und macht sogleich „Ofentür auf, Kohlen rein, gib ihm). Okay, so einfach lasse ich mir nicht die Wurst vom Brot klauen. Also, Schub. Haben zwar gestern beim Trial den Stabi gekillt und es wackelt wie Sau, aber Angst, Geld und Verstand haben Andere, deshalb heißt die Parole: DREHZAHL. 4000 mindestens, ahhh, die Amarokse kommen nicht mehr näher. Voll Linie fahren, sonst hüpft unser Kermit ohne zu quaken von der Straßen. Nun ab nach links, Offroad.

Diesmal geht es durch das bislang härteste Gelände ,ganz oben am Berg eine alte Mititärbasis (oder etwas in der Art), dort sind angeblich drei versteckte Checkpoints. Grad oben – Regen. Nein, nicht ein bisschen. RICHTIGER Schütter. Also geben Wolfgang und Martin mal die Koordinaten der nächsten Punkte ein, Gerald und ich gehen Scheibchen in kleinen Kübelchen suchen. Gerald hat so gar keinen Bock und sitzt bald wieder im warmen Auto, ich suche durch die Ruine. Gruselig. Wie so ein „End-of-the-World-Egoshooter-auf-der-Suche-nach-den-Komponenten-für-die-finale-Atombombe“ oder so. Knöcheltiefes Wasser. Hurra, Scheibchen gefunden. Schuhe nass, Hose nass, Jacke nass, einzig der Helm war dicht.

Draußen noch den zweiten Checkpoint gefunden, den Dritten hab ich mir geschenkt. Macht keinen Spaß alles alleine zu machen, irgendwann wenn man ur mehr nass ist.

Weiter gehts, andere Teams sind schneller. Germanen haben manchmal eine sehr nette Art, ihren Standpunkt zu vertreten. He, wir wollten die vor uns auch überholen aber egal, lass gut sein. Plötzlich können wir gar nicht mehr schneller, der Landy ist im Notlauf, dreht nur mehr bis 2000rpm. Ups, und warum ist das Kühlmittelthermometer von Kermit am Anschlag? Verd… Heizung und Gebläse voll auf. Hoffentlich überlebt unser kleiner braver 1300er das.

Rechts ran. Alle vorlassen. Das manche es toll finden beim Vorbeifahren noch mal Gatsch zu spritzen – danke. Wünsche Euch nen eingewachsenen Zehennagel oder so. Egal.

Kermit hat nen komplett mit getrocknetem Lehm zugekleisterten Kühler. Da kann der Kleine nur heiß werden. Wasserreserven her. Die Stoßdämpfer machen auch langsam schlapp. Merke: OME ist gut zum Urlaub fahren, für eine Trophy vielleicht nicht erste Wahl. Und gebraucht bei Ebay war ne blöde Idee. Die Federn setzen sich auch schon zusehends. Verd…

Der Landy bleibt im Notlauf.

Paar Kilometer später, ein Aufmerksamkeitsfehler von Gerald, Lenkgestänge verbogen, aber bei ihm das zwischen Lenkgetriebe und Achsschenkel. Geradebiegen wie gewohnt? Nein, der Trick mit der Winde klappt nicht, verbiegt sich wieder. 

Ach ja, der linke Vorderreifen hat auch ein Loch, es läuft nicht.

Unser Freunde aus der Ukraine kommen vorbei, aber nicht nur das. Roman springt aus dem Auto, liegt sofort unterm Landy, meinte blöd und ENTSCHULDIGT SICH KEIN ERSATZTEIL FÜR UNS DABEI ZU HABEN. So was gibt es, echt! Supernette Leute hier.

Wir bauen das Lenkgestänge aus und zu dritt zwischen zwei Bäumen biegen wir es so gut es halt geht gerade. Langsam weiterfahren, nicht im Stand lenken. Toll, die Sektion ist noch durchaus schwierig und anspruchsvoll.

So kämpfen wir uns mühevoll ins Camp. Heute Nacht wird im Zelt übernachtet. Ja, tolle Idee. Brauchen wir heute echt. Mal an Thorsten eine SMS geschrieben, im Wrangler ist so ein OBD-Dingens um Fehlerspeicher auszulesen.

Im Camp dann die Ernüchterung – falsches OBD-Dingens aus dem Wrangler mitgenommen. Dieses hier ist zum Codieren des Wranglers, sonst für nix. Okay, also schnappe ich mir Geralds Toyo und fahre zurück zum Hotel 1, wo der Wrangler parkt.

Der Rest vom Team bekommt inzwischen Unterstützung von Roman und Michael, unseren neuen Freunden aus der Ukraine. Roman meinte gleich „diese Lenkstange ist für Straße, nicht Gelände.“ Ja, das dachte ich mir auch schon, Kermit hat lockere 1000kg weniger und die Lenkstange ist gleich dick…

Roman telefoniert, er meint nur: „Es kommt ein Freund von LandRover, hat Teil und Diagnosetester mit und anderer Freund repariert Lenkgestänge“

Es dauert alles etwas, ich fahre knapp 2 Stunden für zwei mal 41km (Die Straßen sind echt nicht so toll, aber aufregend), am Defender wird ein Ladeluftschlauch mit Riss gefunden, das Rad gewechselt, wir staunen über ukrainische Reparaturlösungen (und haben was dazugelernt, aber DAS bleibt unser Geheimnis), der Einbau des geflickten Schlauches ist bescheiden (wer das konstruiert hat, sollte besser was Anderes machen, ehrlich), beide Landrover Lenkgestänge kommen nach drei Stunden perfekt verstärkt wieder – natürlich sogar lackiert.

Die Preise für diese Leistungen waren absolut toll – um das Geld bekommt man bei Uns mit Glück die Anfahrt, aber keine Hilfestellung. Wir mögen die Ukraine.

Ohne Roman und sein Netzwerk hätten wir hier und jetzt aufgegeben, aber so können wir morgen weiterfahren.

Kermit lief heute brav, aber wir merken, es ist hart für ihn.